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Man schreibt was man liest
Philosophische Betrachtungen zum Schreiben
#1
Ich bin heute über eine interessante Aussage auf einer Webseite für Schreibtips gestolpert. Dort schreibt der Betreiber der Seite, man kann nur (über) das schreiben kann, was man auch liest. Er rät darüber hinaus es auch gar nicht mit was anderem zu versuchen.

In meinem Fall ist da was dran. Ich lese hauptsächlich Erotik, auch mal Fantasy, Science Fiction oder sonstige Trivialliteratur. Aber meistens ist es doch Erotik.

Geschrieben habe ich auch schon alles mögliche. Jedoch ist auch dabei das mit Abstand am meisten Geschriebene von mir ebenfalls Erotik.

Seit ich selbst intensiv schreibe, blieb mir auch immer weniger Zeit zum Lesen. Wegen dem Schreiben bin ich wahrscheinlich auch richtig kritisch, was das Lesen angeht. Ich lese nur sehr selektiv. Zum einen, weil ich meine Zeit eher fürs Schreiben aufwende, zum anderen, weil ich wirklich sehr wählerisch beim Lesen bin.

Ich frage mich gerade, ob ich eigentlich schreibe, weil das, was ich lesen will, nicht von jemand anderem geschrieben wird, respektive nicht zu finden ist. Das könnte durchaus sein. Bei deutschen Texten finde ich ganz selten, was ich selber mag. Bei englischen Texten klappt das noch eher.

Man könnte deswegen auch sagen, man schreibt, was man selber gerne lesen würde. Das wäre auch kein Widerspruch zur Aussage, die ich heute im Netz gefunden habe. Ja, ich glaube, das trifft bei mir zu. Ich schreibe das nieder, was ich gerne vielleicht woanders finden würde, aber eben nicht finden kann. Das ist auch irgendwie logisch.

Es gibt hier übrigens noch ein Thema, bei dem @acevital nach einem Autor suchte, der dessen Ideen in eine Geschichte packt. Darauf hatte niemand geantwortet. Das wäre auch nachvollziehbar, weil niemand über die Phantasien eines anderen wirklich schreiben kann, jedenfalls nicht, wenn es stimmt, dass man nur über das schreiben kann, das man selber liest.
Keiner schreibt besser als der, der schreibt, was ich gern lese.
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  • alberti, Astrum_Argenteum
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#2
(07.02.2022, 21:11)Dusty schrieb: Es gibt hier übrigens noch ein Thema, bei dem @acevital nach einem Autor suchte, der dessen Ideen in eine Geschichte packt. Darauf hatte niemand geantwortet. Das wäre auch nachvollziehbar, weil niemand über die Phantasien eines anderen wirklich schreiben kann, jedenfalls nicht, wenn es stimmt, dass man nur über das schreiben kann, das man selber liest.

Das kannst Du laut sagen ...
Damit trat besagtes Mitglied ebenfalls an mich heran. 

Ich verfasste etwas dazu, das ihm anscheinend viel zu seicht war.
Ganz auf seine total abstrusen Ideen konnte ich beim besten Willen nicht eingehen.

Liebe Grüsse

   alberti
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  • Dusty
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#3
(08.02.2022, 19:08)alberti schrieb: Ganz auf seine total abstrusen Ideen konnte ich beim besten Willen nicht eingehen.

Ich will da nichts beschönigen, meine Ideen sind glaube ich auch ziemlich abstrus. Davon bekomme ich ja letztlich nur einen ganz kleinen Ausschnitt wirklich in Geschichten gepackt. Herumspuken aber tut in mir viel mehr.

Damit wären wir auch schon beim Kern meiner Aussage. Ich glaube kaum, dass es jemandem wirklich an Ideen mangelt. Das Problem ist ja eher, wie man diese letztlich zu Papier bzw. in den PC und damit zu einer Geschichte bringt. Aus einer im Kopf geisternden Phantasie eine auch nur halbwegs lesenswerte Geschichte zu machen, das ist die eigentliche Schwierigkeit.

Und selbst wenn einem das vermeintlich gelingt, dann kann man immer noch nicht alle zufrieden stellen. Das ist auch einfach unmöglich. Ich bilde mir schon ein, dass ich recht ansprechend schreiben kann. Trotzdem bekomme ich Kritik ab, was auch völlig nachvollziehbar ist.

Viele Grüße

Dusty
Keiner schreibt besser als der, der schreibt, was ich gern lese.
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#4
Zitat:Das kannst Du laut sagen ...
Damit trat besagtes Mitglied ebenfalls an mich heran. 

Ich verfasste etwas dazu, das ihm anscheinend viel zu seicht war.
Ganz auf seine total abstrusen Ideen konnte ich beim besten Willen nicht eingehen.

Liebe Grüsse

   alberti

Irgendwie kommt mir das bekannt vor, so etwas ähnliches habe ich auch schon mal erlebt, als ich in einem anderen Forum eine Story veröffentlicht habe, bekam ich die Anfrage eines Lesers, ob ich eine Story für ihn schreiben könnte. Das, was er von mir wollte war so ziemlich das krasse Gegenteil von dem was ich geschrieben hatte. Meins war eine sanfte Romanze und er wollte eine harte Vergewaltigungsgeschichte von mir. Ich dachte, ich bin im falschen Film und habe dankend abgelehnt. Ist schon eigenartig, auf was für Ideen einige Leute so kommen. 

Falls Interesse besteht, könnte ich meine Story ja vielleicht hier mal veröffentlichen? Die Frage ist nur, ob eine eher softe Story hier überhaupt reinpasst, was mein ihr? 

Schöne Grüße
Estartu
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#5
(09.02.2022, 20:06)Estartu schrieb: Falls Interesse besteht, könnte ich meine Story ja vielleicht hier mal veröffentlichen? Die Frage ist nur, ob eine eher softe Story hier überhaupt reinpasst, was mein ihr? 

Wegen mir sehr gerne. Nur weil ich eben eher härtere Geschichten schreibe, ist das Forum nicht allein darauf fokussiert. Das Problem ist, dass härtere Geschichten nicht überall wohl gelitten sind. Das führt Autoren unter Umständen eher hierher, die dann die Freiheiten von Dexotika nutzen und damit vielleicht auch ein Übergewicht an bestimmten Geschichten generieren. Wobei ich jetzt schon der Ansicht bin, dass es hier auch ganz viel softe Sachen zu lesen gibt. Ich würde jetzt nicht sagen, dass Dexotika nur Brutalo-Stories zu bieten hat.
Keiner schreibt besser als der, der schreibt, was ich gern lese.
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#6
(09.02.2022, 20:06)Estartu schrieb:
Zitat:Das kannst Du laut sagen ...
Damit trat besagtes Mitglied ebenfalls an mich heran. 

Meins war eine sanfte Romanze und er wollte eine harte Vergewaltigungsgeschichte von mir. 

Falls Interesse besteht, könnte ich meine Story ja vielleicht hier mal veröffentlichen? Die Frage ist nur, ob eine eher softe Story hier überhaupt reinpasst, was mein ihr? 

Schöne Grüße
Estartu

Nur zu! Meine Geschichten drehen sich auch eher um sanfte Begebenheiten, manchmal auch etwas härter. Aber immer mit Liebe und im gegenseitigen Einverständnis. Natürlich sind alles nur Fantasien, aber es gibt bestimmt Frauen, die leiden wollen und erst beim erzwungenen Sex richtig auf Touren kommen.

Liebe Grüsse

   alberti
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  • Dusty, Haslflaier
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#7
Hallo zusammen,

auch wenn ich hier schon länger keine Geschichten mehr veröffentlicht habe (und daher folgerichtig nur noch im Antiquariat zu finden bin), möchte ich doch ein paar Zeilen zu dieser Diskussion beitragen.

Nicht nur die meisten meiner Geschichten, sondern auch die einiger anderer AutorInnen waren damals alles andere als Hardcore. Sie waren teilweise so soft, dass man uns schon der Kategorie „Vanilla-Sex“ zuordnen wollte…  Smile 

Den Kommentaren und „Danke-Klicks“ nach zu urteilen wurden sie aber trotzdem von einigen Lesern ganz gerne gelesen. Ich stimme mit Alberti überein, dass auch Estartus Geschichten ganz gut in Dexotikas Portfolio passen würden. Der erste Schritt ist natürlich immer der schwerste. Deshalb: nur Mut, Estartu!

Ich teile Dustys Ansichten, die er im Eröffnungspost dieses Threads geäußert hat, voll und ganz. Mir gefallen nämlich ebenfalls nahezu ausschließlich die Geschichten, die ich auch selbst geschrieben haben könnte.

Auf ein „Ghostwriter-Experiment“, wie es Alberti beschrieben hat, habe ich mich auch einmal eingelassen. Ich würde es nie wieder tun! In meinem Fall hatte jemand eine generelle Idee zu einem besonderen Fetisch beschrieben, fand jedoch wohl keine Zeit, die Geschichte selbst zu schreiben und suchte daher nach einem Autor, der diese Idee ausarbeiten und in Dexotika veröffentlichen könnte. Ich war zu der Zeit gerade in einer sehr kreativen Phase und bot mich an. Wochen später, als ich mit meinem Ergebnis rundum zufrieden war, sandte ich es ihm zu und war auf seine Reaktion sehr gespannt. Kurz gesagt: er hat meinen Text völlig verrissen! Dieser Fetisch, um den es ging (nähere Hinweise möchte ich nicht geben), war eigentlich nicht so mein Ding. Und das war wohl auch im Text zu spüren gewesen. Manche meiner Textpassagen hatte der Ideengeber sogar als „vollkommen albern“ empfunden und sich „zum Weiterlesen zwingen müssen“. Zum Schluss der „Rezension“ kam die Aussage, da der Text nicht einmal einen Koitus enthalte, sei das ja gar keine erotische Geschichte. Dieses Urteil hat mich damals ziemlich getroffen und mir meine erste monatelange Schreibblockade beschert. Zwar fand ich später wieder zum Schreiben zurück (bin halt „Wiederholungstäter“), aber vielleicht ist diese Erfahrung einer der Gründe, warum ich inzwischen nur noch Texte verfasse, für die sogar die Zuordnung „Vanilla-Sex“ schon hoch gegriffen wäre…

Viele Grüße

DickyMyFriend
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#8
Beim Ghostwriten kommt es natürlich darauf an, wie sehr man in eine Schublade gezwängt wird.
Ich denke das schwierigste sind da autobiografien.
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#9
(10.02.2022, 14:35)DickyMyFriend schrieb: auch wenn ich hier schon länger keine Geschichten mehr veröffentlicht habe (und daher folgerichtig nur noch im Antiquariat zu finden bin), ...

Das Antiquariat ist übrigens keine Wertung, sondern dient nur der Übersichtlichkeit. Es ist ja noch alles da und nur einen Klick mehr entfernt. Ältere Themen verschieb ich meist am Jahresende bzw. zu Beginn eines Jahres. So bleiben die aktuellen Foren oben.

(10.02.2022, 14:35)DickyMyFriend schrieb: Dieser Fetisch, um den es ging (nähere Hinweise möchte ich nicht geben), war eigentlich nicht so mein Ding. Und das war wohl auch im Text zu spüren gewesen.

Das wäre letztlich auch meine Befürchtung. Ich könnte natürlich über ein vorgegebenes Thema schreiben. Aber da fehlt dann womöglich das Salz, die echte Leidenschaft. Am Ende gefällt es dann weder meinen Stammlesern, die eben "mich" und "meine Stil" gewohnt sind und den auch suchen, noch anderen. Ist sicherlich schwierig. Deswegen lasse ich da die Finger davon. Davon abgesehen und wie ich schon sagte, habe ich selber so viele Ideen, dass ich noch hundert Jahre durchschreiben könnte.

Viele Grüße

Dusty
Keiner schreibt besser als der, der schreibt, was ich gern lese.
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#10
Man/ich schreibe, was ich lese.
Ja, so geht es mir. Immer wenn ich längere Zeit Geschichten las, dann kamen in der folgenden Schreibphase häufig Dinge darin vor, die sehr stark vom Gelesenen eingefärbt waren. Von daher hab ich mich irgendwann entschlossen, während des Schreibens nicht mehr zu lesen. Also nichts, was die Thematik betrifft. Zu verführerisch ist es, Formulierungselemente, ja ganze Handlungsformate zu übernehmen.
Im Auftrag zu einem Thema etwas zu schreiben, klingt gut, ist aber mehr oder minder zum Scheitern verurteilt. Wie oben schon gesagt, kann man dem Themengeber ja nicht in den Kopf schaun und wie Dusty angelehnt sagt, niemand schreibt so gut wie der den ich lesen will. Respektive wie der, der weiß, was mir im Kopf umgeht. Des Auftraggebers Rezension wird entsprechend ausfallen und ein Dritter hat meist nicht die Chance es zu lesen und beurteilen. Folgerichtig: Finger weg, es ist ein Quell für anhaltende Frustration.
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  • alberti, DickyMyFriend, Dusty
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