Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Schreibzeit
Wie lange schreibt ihr und wieviel?
#1
Question 
Hallo liebe Mit- und ohne glieder.

Lange ist es her, dass ich hier einen Beitrag postete. Doch nicht, weil ich nicht wollte, sondern nicht dazu gekommen bin.
Ich habe seither einige kurze Geschichten geschrieben, doch die meist ohne erotischen Inhalt. Dann einen Roman begonnen, was anfangs nicht so einfach war. Doch mittlerweile bin ich drin im Geschehen und habe, wenn man es mit Taschenbuchformat anzeigt, rund 450 Seiten. Ein Ende ist nicht in Sicht, denn der beschriebene Lebensweg ist geplant über 34 Jahre und ich bin gerade bei gut 5 Monaten.

Zuerst wollte ich die Geschichte Kapitelweise hier einstellen, während des Weiterschreibens. Doch bald schon zeigte sich die Geschichte als so komplex, dass ich immer wieder kleine Anpassungen weiter vorne machen muss um der Logik und dem Geschehensablauf gerecht zu werden. Außerdem stellte ich mit Entsetzen fest, dass meine Grammatik und mein Stil mehrere Korrekturrunden bedürfen, um zu guter Letzt zu einem brauchbaren Leseerlebnis zu kommen.

Wie ich kürzlich las: Schreiben ist Arbeit.
Ach, tatsächlich!?

Nun hätte ich einige Fragen:
Wie haltet ihr es mit den Schreibzeiten?
Limitiert ihr schon von Beginn an euere Seitenzahl fürs spätere Gesamtwerk?
Wie oft müsst ihr Korrektur lesen oder umformulieren?
Wie viel Minuten oder Stunden braucht ihr so für eine DIN A4 Seite, wenn es annehmbar läuft, bis sie ausformuliert und korrigiert ist?
Macht ihr die Korrekturen selbst oder habt ihr jemanden, oder gar mehrere, der/die euer Korrekturleser ist/sind?

So schön Schreiben auch sein mag, derzeit frisst es mich auf. Ich komme zu nichts anderem mehr, hab schon einiges an verärgertem Gesichtsausdruck von meiner Frau auf meinem Konto.

Bin Gespannt...
Gruß Haslfaier
[-] Die folgenden 3 Benutzer sagen Danke zu Haslflaier für diesen Beitrag:
  • Astrum_Argenteum, butzemann64, Dusty
Zitieren to top
#2
Sehr interessanter Beitrag!

(15.12.2022, 17:35)Haslflaier schrieb: Limitiert ihr schon von Beginn an euere Seitenzahl fürs spätere Gesamtwerk?

Ich limitiere nicht auf Seiten, sondern setze mir ein Wortziel. Das gilt aber nur als grobe Richtschnur, damit ich etwas Orientierung habe. Bei mir sind das so 50.000 Wörter. Habe ich die 50.000 Worte erreicht, dann peile ich den Schluss der Geschichte langsam an.

(15.12.2022, 17:35)Haslflaier schrieb: Wie oft müsst ihr Korrektur lesen oder umformulieren?

Ich korrigiere unter dem Schreiben schon Szenenweise und das auch mehrfach. Da habe ich keine festen Zyklen. Es dürften aber immer mindestens 3 sein.

(15.12.2022, 17:35)Haslflaier schrieb: Wie viel Minuten oder Stunden braucht ihr so für eine DIN A4 Seite, wenn es annehmbar läuft, bis sie ausformuliert und korrigiert ist?

Wenn ich ein Buch schreibe, das ich später vermarkten will (also nicht nur zum reinen Vergnügen und für Dexotika), dann setze ich mir als Ziel pro Tag 1000 Wörter zu schreiben. Es gibt Tage, da schaffe ich auch deutlich mehr, oft aber viel weniger. Das kommt immer darauf an, ob ich gerade einen Durchhänger habe, oder ob es so richtig fließt. Im besten Fall können schon mal 2500 Wörter zusammen kommen. Ich schaue aber, dass ich trotz Schreibblockaden oder Phasen ohne Ideen trotzdem jeden Tag schreibe. Unter 500 Wörtern bleibe ich dabei so gut wie nie. Ich brauche auf diese Weise in aller Regel 3 Monate für ein Buch, bis es komplett fertig ist. Wenn ich das ganze rückwärts rechne, dann sind das 555 Wörter pro Tag, einschließlich der Korrekturlesung.

Da eine DIN-A4-Normseite ca. 250 Worte hat, schaffe ich also tatsächlich zwei Seiten pro Tag, Pi mal Daumen eine Seite pro Stunde.

(15.12.2022, 17:35)Haslflaier schrieb: Macht ihr die Korrekturen selbst oder habt ihr jemanden, oder gar mehrere, der/die euer Korrekturleser ist/sind?

Mache ich selbst. Ich habe früher "Papyrus Autor" genutzt, um eine automatisierte Prüfung durchzuführen. Mittlerweile mache ich das mit der Software "Ulysses". Die findet sehr viele Fehler. Für meine Zwecke reicht es. Da ich eigentlich immer Erotik schreibe gehe ich davon aus, dass meine Leser eher Erregung suchen, als eine absolut fehlerfreie Ausdrucksweise. Ich will aber auch kein Geld für schlampige Arbeit nehmen. Deswegen gebe ich mir schon viel Mühe. Ganz zum Schluss lese ich alles noch einmal selbst durch und korrigiere ggf. ein letztes mal.

(15.12.2022, 17:35)Haslflaier schrieb: So schön Schreiben auch sein mag, derzeit frisst es mich auf. Ich komme zu nichts anderem mehr, hab schon einiges an verärgertem Gesichtsausdruck von meiner Frau auf meinem Konto.

Ich schreibe vor allem ganz in der Früh, gleich nach dem Aufstehen. Das gilt vor allem, wenn ich konsequent auf ein Buch hinarbeite. Dann ist auch mein Ansatz ein vollkommen anderer, als wenn ich nur zum Spaß schreibe. Zum Spaß schreibe ich mehr über den Tag verteilt und auch mal am Abend. Beim "richtigen" Schreiben, also mit kommerziellen Ziel, arbeite ich die Geschichte auch vorher aus und schreibe sie dann konsequent runter. Da eignet sich der Morgen am besten, da es da am ruhigsten ist.

Viele Grüße

Dusty
Keiner schreibt besser als der, der schreibt, was ich gern lese.
[-] Die folgenden 2 Benutzer sagen Danke zu Dusty für diesen Beitrag:
  • Haslflaier, nabary
Zitieren to top
#3
Hallo Dusty,
freut mich, deine Antworten zu lesen. Bisher komme ich auf ca. 120.000 Wörter. Wie gesagt, ist ein Ende nicht abzusehen. Auf zwei Seiten pro vollem Schreibtag komme ich sicher nicht, da ich sehr viel umformuliere, korrigiere (auf Anraten von Amanda) und wie du auch schon während des Schreibens absatzweise.

Das mit dem "Geschichte vorher ausarbeiten" habe ich versucht, doch das bekomme ich nicht hin. Zu oft nimmt bei mir während des Schreibens die Sache einen anderen Verlauf. Weil es mir logischer und schlüssiger erscheint oder weil ich denke, dass es so spannender oder erotischer ist. Vielleicht sollte ich mich bei der nächsten Geschichte von Anfang an strikter daran halten.

Ich würde sagen, meine Geschichte ist ein Fluss von Ereignissen, die, wie im echten Leben, jederzeit eine abrupte Wende hinlegen können. Und wie ich feststellen muss, ich bin offenbar Detail verliebt. Da ist ein Händischutz eben nicht nur ein Händischutz, sondern ein rotes Leder-Faltetui mit goldenen Ziernähten, dessen Magnetverschluss, der mit einer Vierteldollar-Prägung verziert wurde und ein gut hörbares Klack macht, wenn man ihn fallen lässt.

Ich weiß, ich weiß, ich übertreibe damit, doch ich liebe es, wenn sich der Leser nachher fragt, welches Rot, das Rot wohl sein mag.
Es dann auch 5 Seiten weiter erfährt und sich über diese Feuerwehr rot wohl erstaunt. Denn welcher Mann läuft schon mit solch einem auffälligen Telefon durch die Gegend.
[-] Die folgenden 1 Benutzer sagten Danke zu Haslflaier für diesen Beitrag:
  • Dusty
Zitieren to top
#4
(16.12.2022, 00:06)Haslflaier schrieb: Das mit dem "Geschichte vorher ausarbeiten" habe ich versucht, doch das bekomme ich nicht hin. Zu oft nimmt bei mir während des Schreibens die Sache einen anderen Verlauf. Weil es mir logischer und schlüssiger erscheint oder weil ich denke, dass es so spannender oder erotischer ist. Vielleicht sollte ich mich bei der nächsten Geschichte von Anfang an strikter daran halten.

Diese Art zu schreiben nennt man "Discovery Writing". Der Autor entdeckt dabei grob gesagt erst unter dem Schreiben seine eigene Geschichte. Einer der berühmtesten Vertreter dieses Schreibstils ist Steven King. Der tritt recht prominent den Beweis an, dass man auch ohne vorheriges "Plotten" (sprich mehr oder weniger detailreiches Ausarbeiten) ein Buch fertig bekommen kann.

Ich schreibe eigentlich auch auf dieses Weise am liebsten. Deswegen sind viele meiner Geschichten unvollendet oder das Ende kommt sehr plötzlich, weil ich irgendwann "krumm" ein Ende herbeiführe. Der Nachteil ist eben, wie du selbst beschreibst, man kommt zu keinem Ende und muss sehr intensiv überarbeiten. Die Gefahr ist groß, dass man sich verrennt und irgendwo mitten in der Erzählung stecken bleibt. Mir geht es so zum Beispiel bei "Nahverkehr 3". Für dieses Buchprojekt entwarf ich einen Handlungsfaden und wich dann unter dem Schreiben davon ab. Dann blieb ich stecken und das Buch wartet nun seit 2 oder 3 Jahren darauf, dass es fertig wird, obwohl ich schon eine Menge Text geschrieben habe.

Ich plotte gar nicht gerne, arbeite also eher ungern eine Geschichte vorher in ihrem Ablauf aus. Aber wenn ich ein "richtiges" Buch schreibe, also von der ersten Idee an schon eine Veröffentlichung im Auge habe, dann ist das der bessere Weg. Das ist meine Erfahrung. Auch wenn es weniger "Spaß" macht, weil die Kreativität ein wenig auf der Strecke bleibt, funktioniert das einfach so besser. Da bewahrheitet sich dann die alte Weisheit, dass Schreiben eben doch richtig harte Arbeit ist ... zumindest wenn man damit Geld verdienen möchte.
Keiner schreibt besser als der, der schreibt, was ich gern lese.
[-] Die folgenden 1 Benutzer sagten Danke zu Dusty für diesen Beitrag:
  • Haslflaier
Zitieren to top
#5
@Dusty

"Discovery Writing" so heißt also mein vermeintlicher Fehler. Und so muss ich jetzt nur noch der Schatten von "Steven King" werden und alles ist gut. :-)

Mich beruhigt es jedenfalls ungemein, dass wie SK, so auch du dieser Arbeitsweise frönst. Somit ist meine Hoffnung, dass ich irgendwann doch fertig werde, berechtigt.

Das mit dem „stecken bleiben“, hatte ich schon dreimal. Ich sag immer an die Wand fahren, weil ich das Gefühl habe, dass egal in welche Richtung ich blicke, eine weiße Wand ist oder ein weißer Nebel den Durchblick verwehrt. Ich steige dann komplett aus und modelliere etwas. Das erfordert, mich auf etwas völlig anderes zu konzentrieren. So hat das Unterbewusstsein Ruhe, eine Lösung zu finden. Wenn ich danach das zuletzt geschriebene, (eine gute Woche später und 10, 15 Seiten) noch einmal lese, dann geht es plötzlich weiter. Halt manchmal völlig anders, aber stimmig. Ich denke deshalb, dass man den tieferen Schichten unseres Gehirns öfter mal mehr Zeit geben muss. Sie lassen sich ja nicht nach Belieben ab oder anschalten und offenbar ist das, was wir gerade wollen, für das Unterbewusstsein nicht unbedingt prioritär. Und der Teil des Schreibens, der kreativ ist, geschieht ja dort.

Ich denke auch, dass der Vorgang, wenn man sich z. B. nicht an den Namen des Schulfreundes erinnert, wenn man ihn gerade braucht, er dann Stunden später plötzlich bei einer völlig anderen Sache auftaucht, dann bezeugt das wohl meine diesbezüglichen Vermutungen. Nämlich, dass eine Frage vom Bewusstsein ans Unterbewusstsein gestellt, von diesem auf jeden Fall abgearbeitet wird. Natürlich nicht immer mit brauchbarem Ergebnis.

Jedenfalls eine recht interessante Sache. Die Sache mit dem Schreiben, der Kreativität, dem Bewusst- und Unterbewusstsein und zu guter Letzt dem Ergebnis.
[-] Die folgenden 2 Benutzer sagen Danke zu Haslflaier für diesen Beitrag:
  • butzemann64, Dusty
Zitieren to top
#6
Hallo.

Danke für die ausführliche Beschreibung.

Ich schreibe einfach drauflos, immer, wenn ich Zeit dafür finde. Manchmal 5 Seiten an einem Tag, dann aber auch mal wieder eine Woche gar nichts. Ist halt ein Hobby.

Bisher habe ich ein paar Kurzgeschichten geschrieben, meist nach eigenen SM-Erlebnissen, die dann mit Ereignissen aus meiner Phantasie ergänzt wurden.
Die Geschichten wurden aber zunehmend länger, "Gartenparty beim Herrn" war die Erste.

"Versklavt" ist ein bisschen versandet. Ich weiss nicht, wie es weitergehen kann. Die Erlebnisse sind jetzt schon recht extrem und ich habe noch keine Idee, wie ich den Bogen kriege, ohne zu langweilen oder ohne total krasses Zeug zu schreiben.

"Dunkles Studium" habe ich dann einfach angefangen, um wieder den Kopf frei zu kriegen. Ich schreibe einfach drauflos, muss aber zugeben, dass ich eine Tabelle angelegt habe mit den Personen, die in der Story vorkommen, also die "technischen Daten", aber auch wichtige Punkte in der Handlung.

Ich habe beim Schreiben auch gemerkt, dass ich häufig schon viel zu viele Details preisgebe, daher gibt es hinter meinem aktuellen Stand noch ca. 6 Kapitel, die später noch eingeflochten werden (oder nicht, wenn es sich doch anders entwickelt).

Korrektur lese ich selber, normalerweise liegt ein Kapitel ein paar Tage, bevor ich es hier veröffentliche. Vorher schaue ich meist nochmal drüber, um Rechtschreibfehler, oder wichtiger, logische Fehler rauszubekommen.

Aber auch hier muss ich aufpassen, dass ich zu einem spannenden Ende komme. Ob das wirklich das Ende ist oder ob es einen 2. Teil geben wird, weiss ich noch überhaupt nicht. 
Aktuell bin ich bei Kapitel 19, Seite 144 (im Taschenbuchformat). 32.400 Wörter (mit den Kapiteln, die noch zbV hinten dran hängen.
-- 
Meine anderen Geschichten hier: https://bu64.myds.me/index.php/geschichten
[-] Die folgenden 1 Benutzer sagten Danke zu butzemann64 für diesen Beitrag:
  • Haslflaier
Zitieren to top
#7
(19.12.2022, 09:11)butzemann64 schrieb: Ich schreibe einfach drauflos ...

Das kann man sicherlich so machen, wenn man nur zum Zeitvertreib schreibt.
Keiner schreibt besser als der, der schreibt, was ich gern lese.
Zitieren to top
#8
@butzemann64
Was meine Personen angeht, so erstelle ich für jede eine Profildatei. In diesen gibt es sogar für jeden Protagonisten eins bis mehrere Bilder. Was übrigens recht viel Zeit in Anspruch nimmt, zu finden. Denn die Bilder bleiben quasi die Basis aller Beschreibungen, die ihn/sie betreffen. Das Gleiche gilt für Gegenstände und manchmal auch für Räumlichkeiten. Dank Google und Internet gibts ja zum Glück davon alles im Überfluss.

Ansonsten habe ich für den Geschichtskomplex eine Zeit-Datei mitlaufen. Das ist eine Exel-Tabelle deren A Spalte Tag+Datum ist. Jeder Person, die Hauptfiguren als Erstes (B-...), die Nebenfiguren (...X), und die nur Zeitweisen, wird eine weitere Spalte rechts daneben, oder wenn sie ausscheidet, einer neuen Figur zugeordnet. So sehe ich immer, wie alt sie ist und wann sie in der Geschichte mitspielt.

Auch habe ich in der Schreibdatei selbst, in der Anmerkungsspalte, die aktuelle Zeit, in der das Beschriebene handelt, mitlaufen.

Das ist so meine Art, das Ganze zu organisieren. Es gibt wohl auch jede Menge Autorensoftware, teils gratis und ich habe mir zwei, drei angesehen. Wenn ich ehrlich bin, Alter frisst Hirn. Das sind recht komplexe Programme und ich verstehe ihre Funktionsweise nicht wirklich. Was ist wo zu tun, damit was bei rauskommt, das mir nützlich ist? Word oder OpenOffice sind mit geläufig, da muss ich nicht den ohnehin nur noch knappen Hirnschmalz, auch noch in das Lernen der Bedienung einer neuen, sich ewig ändernden Software investieren. Die Zeit und die Gedanken dafür fehlen mir dann beim Schreiben. Vor dreißig Jahren hätte ich es bestimmt anders gesehen. Auch hätte ich wohl noch einen Deutschkurs bei der VHS belegt.
Nun denn...
danke für Deine Antwort
Zitieren to top
#9
(15.12.2022, 17:35)Haslflaier schrieb: Hallo liebe Mit- und ohne glieder.


Wie haltet ihr es mit den Schreibzeiten?
Limitiert ihr schon von Beginn an euere Seitenzahl fürs spätere Gesamtwerk?
Wie oft müsst ihr Korrektur lesen oder umformulieren?
Wie viel Minuten oder Stunden braucht ihr so für eine DIN A4 Seite, wenn es annehmbar läuft, bis sie ausformuliert und korrigiert ist?
Macht ihr die Korrekturen selbst oder habt ihr jemanden, oder gar mehrere, der/die euer Korrekturleser ist/sind?

Auch von mir Dank für den Beitrag. Man bekommt ja für seine Geschichten ohnehin kaum Feedback, geschweige denn dass jemand sich dafür interessiert, wieviel Arbeit man da hineinsteckt.

Ich schreibe rein aus Spaß an der Freude, weil ich die Geschichten die ich im Kopf habe mit der Welt teilen möchte. Das heisst ich habe auch keine finanziellen Interessen die sich an einem Markt orientieren, sondern ich möchte die Geschichten schreiben die ich selbst gerne lesen würde.

Bei mir ist es nun so, dass fast alle meine Geschichten in der gleichen Welt spielen, mit den gleichen Figuren, Orten, alles hängt miteinander zusammen. Das macht es mir einfacher mit dem "plotting" - denn die Hauptdetails der Geschichte habe ich schon vor Jahren entwickelt. Nun nimmt das mit allen weiteren Geschichten einfach nur an Komplexität zu.

Um den Überblick zu behalten, habe ich auch eine Tabelle in der ich Ereignisse festhalte, zusätzlich habe ich eine Art Master-Dokument in dem ich alle Ideen notiere, da entstehen auch immer die ersten Szenen und Skripte, aus denen ich dann Geschichten entwickele. Ich mache alles mit Word, verlasse mich da auch auf die Rechtschreibkorrektur, sonst liest niemand Korrektur. 

Da ich auch beruflich viel schreibe, geht es mir leicht von der Hand. Ich habe meistens 1-2 konkrete Szenen im Kopf, die ich dann mit einer Handlung verbinde. Bei "Eremitage" war das die Szene in der Kirche und die letzte im Sägewerk. Wichtig ist dann natürlich, dass man eine glaubwürdige, im Rahmen der Geschichte realistische Handlung darum baut. Bei "Eremitage" ist das ziemlich ausgeufert (120 Seiten, 56k Worte), aber manchmal wird daraus auch nur eine Kurzgeschichte. Bei "Tennis", was ich aktuell schreibe, hatte ich auch zwei Szenen im Kopf, die allererste (eine hübsche junge Frau beim Tennis spielen) und eine andere, die damit in Zusammenhang steht und die ich noch nicht verrate. Die Geschichte wird aber sehr viel kürzer.

Bei Pfingst-Martyrium hatte ich den Fehler gemacht, einfach nur draufloszuschreiben. Nicht per se schlimm, wie @Dusty erklärt hat, aber es brachte das Problem mit sich, dass die Story keinen richtig guten Spannungsbogen hat. Eher mäandert das, wirkt nicht so kohärent wie ich das gerne hätte. Deshalb habe ich danach beschlossen, dass ich bei längeren Geschichten erst für jedes geplante Kapitel eine Art grobe Struktur entwerfe. Einfach ein paar Seiten Notizen. Das hilft mir ziemlich gut dabei. Trotzdem bleibt es offen für das Kreative.

Ich habe leider aus verschiedenen Gründen aber vor allem beruflich bedingt sehr wenig Freizeit. Ich versuche möglichst effektiv zu schreiben und mir dafür slots zu reservieren (morgen, nach Feierabend, Wochenende, auf Dienstreisen). Man muß sich motivieren können und natürlich gibt es Schreibblockaden, aber was mir wirklich immer, immer hilft: hinsetzen, Dokument auf, Prokrastinationsquellen ausschalten und: schreiben. Ob man dann nur ein paar Sätze schreibt oder ein paar Seiten ist egal. Schreiben ist Arbeit und das muß man ernstnehmen.

Ich korrigiere sofort nach jeder Schreibphase einmal, dann vor der nächsten Phase das zuletzt geschriebene noch einmal, dann am Ende noch mindestens zwei Mal alles komplett. Ich nehme mir auch die Freiheit, veröffentlichte Geschichten immer mal wieder zu überarbeiten, irgendeinen Fehler hat man immer übersehen, oft auch Logikfehler, die beim Schreiben nicht offensichtlich waren.

Sollte ich noch mal auf die Idee kommen, einen richtigen Roman zu schreiben, würde ich vorher auch die gesamte Handlung skizzieren und auf mehreren Seiten für jedes Kapitel bereits ausformulieren. Das hilft nicht nur dem Schreiben, sondern auch dem Denken - denn die Geschichte entsteht ja in unseren Köpfen, nicht erst am Bildschirm.
:Love is the Law:Love under Will:
[-] Die folgenden 2 Benutzer sagen Danke zu Astrum_Argenteum für diesen Beitrag:
  • Dusty, Haslflaier
Zitieren to top
#10
@Astrum_Argenteum ,
danke für Deine Antwort.

Obwohl Dusty und auch Steven King meine Art des Schreibens teilen, (oder besser ich deren) so denke ich dennoch, wenn ich Deine Zeilen so lese, dass das Ausarbeiten die bessere Variante ist. Ich werde diese Vorstellung nicht los und denke auch nicht, dass die Früchte in Nachbars Garten immer die bessern sind.

Irgendwie habe ich nämlich immer mehr das Gefühl, dass meine Endsequenz, die ich definiert hatte und die nicht der Höhepunkt ist, sondern einfach das fade, schlichte und sich aus dem Leben ergebenden Ende ist. Es ist sehr in Gefahr, ein völlig anderes zu werden.
Immer häufiger hatte ich auch schon das Gefühl, dass ich mich mit einem Roman verhoben habe. Dass ich einfach noch nicht reif genug bin, sich an ein solches Projekt zu wagen.

Deine Geschichte die aus vielen Einzelgeschichten besteht und erweitert wird durch neue Kapitel, Geschichten, ist wahrscheinlich der Ansatz, den ich besser auch gewählt hätte. Die Idee gefällt mir und ist durchaus ein sehr guter Ansatz, wenn man seinen Roman noch nicht komplett im Kopf hat und ihn nur noch herunterschreiben muss.

Ich wünsche Dir jedenfalls viel Spaß und letztlich Zufriedenheit mit Deinen Werken.
Sei gegrüßt
Hasl
[-] Die folgenden 2 Benutzer sagen Danke zu Haslflaier für diesen Beitrag:
  • Astrum_Argenteum, Dusty
Zitieren to top


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste