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Das Ende des Gratis-Netzes?
Gedanken zum Thema Kommerz vs. Hobby im Internet, die Entwicklung und was wir heute vom Netz erwarten.
#1
Die Selbstvorstellung von escritorio im Vorstellungs-Thema und seine Bemerkung, dass er Erotikgeschichten bei Amazon im Selbst-Publishing veröffentlicht, motivierte mich über das Thema Kommerz und Hobby im Netzt einen Beitrag zu verfassen.

Bitte versteht mich nicht falsch. Ich will hier weder das Thema Kommerz schlecht reden noch das Thema Hobby oder Gratis-Kultur zu sehr verherrlichen. Mir geht es um eure Meinung dazu.

Ich habe auch schon darüber nachgedacht, meine Geschichten gegen Bezahlung bei Amazon zu verlegen. Gründe dafür gibt es einige. Wenn ich so über die zahlreichen Seiten mit deutschen Erotik-Geschichten surfe, dann habe ich den Eindruck, dass dort entweder die Qualität merklich nachlässt und/oder das Interesse bzw. die Beteiligung der Community deutlich zurück geht.

Auch auf bekannten Seiten mit vielen Besuchern sind ganz weniger davon nur aktiv und halten diese mit neuen Inhalten, seien es nun umfangreiche thematische Beiträge oder kurze Kommentare, am Leben.

Dort wo es noch eine lebhafte Community gibt, dort wird über kurz oder lang sehr stark moderiert und reglementiert. Dabei sind die Eingriffe selten plausibel und oft auch willkürlich (nach meinem Empfinden). Die Betreiber der Seiten machen die Regeln und dulden oft auch keinen Widerspruch. Das manifestiert sich sehr oft in der Aussage, das Moderatoren-Entscheidungen nicht offen diskutiert werden dürfen bzw. grundsätzlich nicht in Frage zu stellen sind.

Ich als Autor (ich bezeichne mich einfach mal so) will eigentlich nicht wirklich eine eigene Webseite betreiben. Viel lieber würde ich einfach irgendwo ungestört meine Geschichten posten.

Das wird allerdings immer schwerer. Viele Seiten finanzieren sich durch Werbung, die auch immer aggressiver wird. Da entsteht bei mir der Eindruck, dass der Betreiber durch meinen Content verdient und - das ist das Problem für mich - mich dafür nicht mal wertschätzt. Auch wenn damit die Seite für die Besucher immer noch gratis ist, so ist sie dennoch wegen der Werbung mehr oder weniger kommerzialisiert.

Wenn aber schon Geld verdient wird, auch wenn der Umfang bescheiden sein mag, dann werden Autoren darüber nachdenken, warum sie nicht auch selbst verdienen sollen. Gerade Amazon macht das mit seinem Angebot zum digitalen Selbstverlag zum Kinderspiel.

Die Leser wiederum beteiligen sich auf vielen Seiten immer weniger und werden immer passiver. Woran das liegt, kann ich nicht sagen. Aber mir fällt das auf. Das trifft im besonderen Maße auf das Veröffentlichen von Sexgeschichten zu. Feedback gibt es da kaum noch. Vielleicht liegt das auch daran, dass mittlerweile die Leser sehr bequem und für eigentlich auch recht kleines Geld gerade bei Amazon viel bessere Qualität in womöglich viel besserer Aufmachung bekommen. Dort kann man sich in der Regel für ein Trinkgeld Bücher kaufen, diese auf seinen Ebook-Reader laden und dann mit allem Komfort einer toll aufbereiteten digitalen Ware lesen.

Das mag dann ein weiterer Grund für Autoren sein, dem Gratis-Netz den Rücken zu kehren und selbst, zum Beispiel bei Amazon, zu verlegen. Als angenehmer Nebeneffekt verdient man dann bei einem halbwegs guten Buch auch noch ein paar Euro.

Die traditionellen und kostenlosen Hobby-Angebote, die einst das Internet prägten und groß machten, bleiben auf der Strecke. Da, wo sich früher Gleichgesinnte trafen, sich austauschten und gegenseitig befeuerten, da wird es still. Die Aktivitäten verlagern sich entweder in digitale Shops oder große, bunte Portale, wo ganze Themenbündel attraktiv und professionell vermarktet werden.

Mal sehen, wie sich das Netz weiter entwickelt.

Gruß

Dusty
Keiner schreibt besser als der, der schreibt, was ich gern lese.
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